Sunday, September 13, 2015

Vince Staples: Summertime '06 (Albumkritik)

 

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Vince Staples: Summertime '06 (Universal)

In Ta-Nehisi Coates’ Buch über Rassen in den Vereinigten Staaten von Amerika gibt es eine Stelle, an der er sich an den Moment erinnert, in dem er erkannte, wie gefährlich sein Aufwachsen in West Baltimore war, wenn er es mit demjenigen der Kinder verglich, die er regelmäßig im Fernsehen sah und “who did not regularly fear for their bodies”. Vince Staples’ Debütalbum erzählt von einer Welt, die definitiv auf der gefährlichen Seite anzusiedeln ist. Das Werk ist grüblerisch, bedrohlich und nervenaufreibend und wirft einen unerschrockenen Blick auf das Leben in seiner Heimatgegend Long Beach. Beginnend mit der unheimlichen, an Ennio Morricone erinnernden Instrumentalnummer „Ramona Park Legend“, enthüllt Staples nach und nach über 20 Vignetten hinweg, die von Racial Profiling („Lift Me Up“) über den Drogenhandel („Dopeman“) bis hin ängstlichem Nihilismus („Jump Off the Roof“) und Geldverdienen („Get Paid“) alles thematisieren, so gut wie alles, was seine Welt ausmacht. Zwei Tracks ragen weit über die anderen hinaus: „Summertime“ ist die Antithese von Will Smiths Hit, denn Staples rappt: “I hope you understand they never taught me how to be a man”; und „Surf“, eine Nummer, die mit ganz tiefem Bass unter einem Soca-artigen Beat das Tempo ändert. In einem Jahr beeindruckender Solo-Rap-Alben ist es Staples gelungen, eines zu kreieren, dass mit ziemlicher Sicherheit das eigenwilligste dieser Menge ist.

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