Sunday, September 13, 2015
Metal Gear Solid V: The Phantom Pain ist großartig (Erster Eindruck)
Die letzte Tage verbrachte ich fast ausschließlich mit dem Spielen von Metal Gear Solid V: The Phantom Pain, einem neuen Videospiel des bekannten Badezimmer-Ausstatters Konami. Ich bin durch Wüsten und Wälder geschlichen und habe viel geschossen. Ich bin in feindliche Basen eingedrungen, Soldaten zu Krüppeln gemacht und vier Mal geduscht. Es war und ist wunderbar.
Nach mehr als 30 stunden mit dem neuesten Metal Gear Solid bin ich überzeugt, dass Phantom Pain das bisher beste Metal Gear ist, ein Spiel mit außergewöhnlichem Umfang, unnachahmlichem Stil und dem wohl befriedigendsten Tarnen und Schleichen, da ich in einem Videospiel oder im realen Leben je ausgeführt habe. Eingefleischte Fans werden sich vermutlich darüber aufregen, dass sich The Phantom Pain so weit von der Formel entfernt, die mit Hideo Kojimas ersten paar Metal Gear Solid Spielen etabliert wurde, aber meiner Meinung nach ist so gut wie jede Veränderung willkommen. Ältere Metal Gear Solids verfügten über verwirrende Steuerung, seltsame Kameraperspektiven und eine unverständliche Story. Metal Gear Solid V erfreut mit leichter Steuerung, einer tollen Kamera und... einer unverständlichen Story.
Während die vorherigen Metal Gear Solid Spiele uns durch eine lineare, strukturierte Sequenz von Ereignissen führten – zunächst geht man durch den Tanker, dann geht man durch die Fabrik, etc. -, ist The Phantom Pain viel flexibler flexible, denn in diesem Siel werden Kapitel und abschnitte durch lange Listen frei wählbarer Missionen ersetzt, wie es ähnlich schon im für die PlayStation Portable erschienenen Metal Gear Solid: Peace Walker der Fall war. Es gibt und 50 dieser Missionen und man erledigt sie ungefähr in der Reihenfolge, in der sie aufgelistet sind, aber man kann zum Beispiel die Reihenfolge der Missionen 3,4 und 5 frei wählen. Man kann auch eine von zahlreichen optionale Nebenaufgaben (side operations) wählen – manche von ihnen sind nicht wirklich optionale – oder einfach frei auf einer der großen Karten des Spiels herumwandern, die Teile Afghanistans, Afrikas und eine kleine Gruppe von Plattformen im Indischen Ozean namens Mother Base umfassen. Im Unterschied zu allen bisherigen Metal Gears ist die Spielwelt diesmal sehr offen.
Konamis Berichts-/Rezensionsembargo endete am Sonntag um 8pm ET (Montag 2 Uhr Früh unserer Zeit), weshalb Sie im Laufe der Woche viele Testberichte entdecken werden. Doch dies ist ein sehr großes Spiel und ich bin noch weit davon entfernt, es zu beenden, weshalb meine eigene Rezension erst am kommenden Wochenende erscheinen dürfte.
Deshalb möchte ich Ihnen jetzt schon einige von Spoilern freie Eindrücke von Metal Gear Solid V schildern, die auf ein paar dutzend Stunden Schleichen, Schießen und Neustarts basieren. Los geht’s:
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Wenn Sie Ground Zeroes gespielt haben, den $20 teuren Prolog, der von Konami Anfang 2014 veröffentlicht wurde, werden Sie eine ungefähre Vorstellung davon haben, was Sie sich von The Phantom Pain erwarten dürfen. Der grundlegende Rhythmus ist sehr ähnlich: Sie werden jede Mission beginnen, indem Sie mit Ihrem Fernglas eine Basis oder ein Lager auskundschaften, das Sie benützen können, um feindliche Soldaten zu taggen, um ihre Bewegungen leichter im Auge behalten zu können. Dann machen Sie sich ans Werk, indem Sie entweder mit einem Tranquilizer (Schusswaffe mit Betäubungsmunition) herumschleichen oder mit großen Schusswaffen wild um sich schießen – Ihre Entscheidung -, um ein Ziel zu erreichen, das zumeist darin besteht, eine Zielperson zu eliminieren, Gefangene zu befreien oder eine Kombination aus beidem zu meistern. Sie können feindliche Soldaten verhören, um mehr über die Umgebung zu erfahren. Gelegentlich sprengen Sie irgendetwas.
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Im Unterschied zu Ground Zeroes gibt es jedoch in The Phantom Pain mehr als ein Lager und manche Missionen werden von Ihnen verlangen – halten Sie sich fest -, sich von einem Lager zu einem anderen und manchmal zwischen mehreren Lagern hin und her zu bewegen. Erstaunlich!
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MGSV bietet einen Anreiz, Leute nicht zu ermorden, und zwar in Form eines Gadget namens Fulton Recovery Device, das einen Ballon an betäubten feindlichen Soldaten anbringt und diese in Ihre Home Base bringt, wo sie einer Gehirnwäsche unterzogen und in Ihre Armee aufgenommen werden. (Sofern Sie Peace Walker gespielt haben, kennen Sie das bereits.) es ist noch immer unglaublich schwierig, alle Missionen durchzuspielen, ohne jemanden zu töten, aber ich bin mir sicher, dass es bald jemand schaffen und seine Leistung auf YouTube zeigen wird.
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Um Ihre Heimatbasis — Mother Base — zu entwickeln, können Sie Anlagen erweitern, Ihr Personal verschiedenen Gruppen zuweisen (R&D, Support, Intel, etc. - Forschung und Entwicklung, Unterstützung, Spionage,...) und Kampfeinheiten losschicken, die „support missions“ erledigen und Ihnen verschiedene Dinge bringen, zum Beispiel Geld oder neue Freiwillige.
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Vieles an der Mother Base ist enttäuschend. Die Zone selbst ist groß, leer und langweilig, während das „menu-driven“ Interface für das Zuweisen des Personals und die Entwicklung von Waffen chaotisch und kompliziert ist. (Ich weiß, was Sie denken: “Metal Gear Solid? Chaotisch und kompliziert? Nein!”) Es ist durchaus befriedigend, Gegner auf dem Schlachtfeld per Fulton in die Basis zu verfrachten, aber nach einiger Zeit wird es zu lästiger Arbeit.
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Ich möchte darauf hinweisen, dass regelmäßiges Aussenden von Kampfeinheiten und die Rekrutierung neuer Soldaten die einzigen Möglichkeiten sind, zu neuen Waffen und neuer Ausrüstung zu kommen, weshalb Sie sich stets um die Home Base kümmern und diese verwalten müssen, wenn Sie Fortschritte machen möchten. Ich habe einen guten Rhythmus für das Einsammeln neuer Leute und das Zuweisen selbiger zu neuen Arbeiten gefunden, so dass sie mir regelmäßig tolle Dinge bauen, weshalb das Ganze nicht so schlimm ist.
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Während Sie die Welt erkunden, können Sie Ressourcen und Kräuter (herbs) einsammeln, da es wohl kein Open-World-Spiel wäre, könnte man keine Kräuter sammeln. Es hilft auch bei der Entwicklung neuer Dinge in der Mother Base.
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Wenn man von den Problemen mit der Mother Base absieht, ist es wirklich sehr befriedigend, feindliche Lager systematisch zu schwächen und auseinanderzunehmen, indem man sie erkundet, die Wachen narrt und Leute mit Hilfe von Ballons entführt. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, an jedes neue Problem heranzugehen, was vor allem Snakes Sammlung von Gadgets (technische Hilfsmittel) und cleverem Leveldesign zu verdanken ist, das jede feindliche Festung in einen Spielplatz verwandelt, der dazu einlädt, erkundet zu werden. Wann immer Sie glauben, dass es irgendwo einen geheimen Tunnel oder einen hilfreichen Gegenstand geben könnte, haben Sie wahrscheinlich recht.
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Ich kann die technische Zauberei hinter diesem Spiel noch immer kaum fassen. Es läuft mit „locked“ 60 Frames pro Sekunde (ich spiele auf der PS4), was ein leeres Schlagwort ist, das Sie vielleicht schon nicht mehr hören können, aber für ein Spiel mit präzisen Bewegungen wie MGSV macht die hohe Framerate einen erheblichen Unterschied. So viele Explosionen sich auf dem Schlachtfeld auch ereignen mögen, das Spiel fing bisher nie an zu ruckeln. Kein einziges Abfallen der Framerate. In Kombination mit Snakes großartigen Animationen sorgt diese „locked framerate“ dafür, dass jede Aktion in MGSV perfekt wirkt. Am Boden zu kriechen, Feinde umzurennen, Leitern hinaufzuklettern – all das sieht großartig aus und hört sich ebenso großartig an, vor allem im Vergleich mit Spielen wie The Witcher 3, die auf den Konsolen erheblich ruckeln.
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The Phantom Pain sieht auch unglaublich aus – jeder, der ein Open-World-Spiel gespielt hat, wird sich wahrscheinlich Pop-in oder andere seltsame Glitches erwarten, wenn er durch das Fernglas oder das Zielfernrohr eines Scharfschützengewehrs blickt, doch Metal Gear Solid V läuft so flüssig, wie es nur möglich ist. Es wäre ein ernstes Verbrechen, würde Konami andere Entwickler daran hindern, die Technologie dieses Spiels – ein Set von Werkzeugen namens FOX Engine— zu verwenden.
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Das Spiel stürzte allerdings einmal komplett ab. Für mich sind Nanomaschinen daran schuld.
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Es gibt eine Erklärung für Quiets Outfit. Wirklich! Sie ist etwas seltsam, aber es gibt sie!
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Ich bin oft gestorben. Dieses Spiel kann schwierig werden, vor allem dann, wenn man zu jenen Spielern zählt, die dazu neigen, Selbstmord zu verüben, wann immer sie entdeckt werden. Für eine Mission – ich musste einen LKW, der Teil eines Konvois war, stehlen und einem Zug von Feinden mit übernatürlichen Fähigkeiten entkommen – benötigte ich wesentlich länger, als ich je öffentlich zugeben würde.
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Ich habe nicht viel über die Story gesagt - das ist Absicht! -, aber ich möchte festhalten, dass ich bisher keine filmische Sequenz sah, die länger als ein paar Minuten dauert, wenn man vom Prolog absieht, der eineinhalb Stunden lang und im Grunde ein filmisches Tutorial ist. Er ist protzig und verrückt und ergibt überhaupt keinen Sinn. Er gefiel mir.
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Ein großer Teil der Handlung wird mit Hilfe von optionalen Tonbandkassetten erzählt, die Sie jederzeit abspielen können, selbst wenn Sie gerade mitten in einer Mission stecken. Diese Tonbänder ersetzen das CODEC System, was eine weitere willkommene Änderung ist, denn es ist viel erträglicher, sich erklärende Gespräche anzuhören, wenn man daneben anderes tun kann. Hier ist seltsamerweise Kiefer Sutherland (der neue Snake, er ersetzt David Hayter) am häufigsten zu hören.
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Mitunter werden jedoch Snakes Bros (Ocelot und Miller) anfangen, über die Mission zu plappern, während Sie versuchen, sich ein Tonband anzuhören, was ärgerlich werden kann, da das Tonband nicht automatisch pausiert, auch dann nicht, wenn Kaz gerade erklärt, dass Sie soeben eine schwarze Karotte aufgehoben haben, einen Vorfahren der heutigen Karotte.
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Jede Mission beginnt mit einem Vorspann und endet mit einem Abspann, wobei Hideo Kojimas Name immer besonders deutlich hervorgehoben wird, was nach der Entfernung seines Namens vom Cover wie ein allerletztes “fuck you” in Richtung Konami wirkt.
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Einige Freunde haben mich gefragt, ob sie dieses Spiel überhaupt kaufen sollen, seit bekannt wurde, dass Konami seine Mitarbeiter wie Gefangene behandelt. Ich habe keine Antwort auf diese Frage, möchte aber darauf hinweisen, dass diese berichte existieren und nicht ignoriert werden sollten, da Videospiele nun einmal von Menschen gemacht werden. Kein Spiel existiert in einem Vakuum, auch wenn uns das mitunter lieber wäre.
Metal Gear Solid V: The Phantom Pain ist eines der wenigen Spiele, die einem wirklich das Gefühl geben, ein Supersoldat zu sein. Es gibt niemanden wie Snake und es gibt nichts, wie Metal Gear Solid — viele andere Spieler ermöglichen Ihnen, durch eine große offenen Welt zu schleichen und zu schießen, aber keines verfügt über den Stil, den Ton und die völlig unpassende Würde dieser Serie. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Struktur von The Phantom Pain etliche unglaubliche Kriegsgeschichten von Spielern zur Folge haben wird. “Hey, remember the time I made my horse poop on the road to derail an enemy car, then set my cassette player to Aha’s Take On Me and shot up everyone inside?”
MGSV erscheint am 1. September für PC und Konsolen.
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